Aggression - Cosy-Dog

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Aggression

Wichtiges > Ernährung und Gesundheit > Verhaltensauffälligkeit
Der Umgang mit Aggressionen

Die menschliche Aggression wird in fast allen Fällen negativ interpretiert, so heißt es eindeutig: „Aggression beim Menschen wird definiert als körperliches oder verbales Handeln, das mit der Absicht ausgeführt wird, zu verletzen oder zu zerstören.“

Bei den Tieren jedoch ist Aggression ein Vielzweckverhalten und kann in vielen Fällen ein positives Ergebnis haben. Es wird unter anderem dafür eingesetzt Ernstkämpfe zu verhindern, Grenzen zu setzen, Befindlichkeiten mitzuteilen und Ressourcen zu sichern. Insgesamt gesehen dient das Verhalten vorrangig der Kommunikation in einem sozialen Kontext.

Einigen Hundebesitzerin macht das aggressive Verhalten ihrer Hunde Angst, andere setzen es bewusst im Schutzdienst ein. Gerade für die Hundebesitzer, denen dieses Verhalten Angst macht, hilft die Klärung der Aggression: „Woher kommt sie?“, „Wozu dient sie?“, „Wie äußert sie sich?“ , „Wodurch bricht sie heraus?“ und „Ist sie angemessen oder unangemessen?“.

Die erste wichtige Aussage ist: DIE Aggression gibt es nicht, genauso wenig wie DEN Hund, DEN Besitzer und DAS Verhalten. Wie so oft, hängt alles von der Persönlichkeit, der individuellen Entwicklung, den Umweltbedingungen und der Situation ab.

Der Ausdruck der Aggression kann defensiv oder offensiv sein, je nach Sicherheit des Hundes und je nach Situation. Sie kann wie bei einem Choleriker kurz und heftig ausbrechen, aber schnell wieder vorbei sein oder auch permanent unterschwellig vorhanden sein.
Manche Hunde reagieren aggressiv, weil sie Befürchtungen haben und einen größeren Abstand zum Konflikt erreichen wollen, andere haben Lust auf eine Prügelei und wünschen sich einen geringeren Abstand, um Kräfte zu messen. Auch Schmerzen können ein Grund für aggressives Verhalten sein. Aggressionsverhalten ist situativ und gehört genau durchleuchtet. In den meisten Fällen ist es ein konstruktives Verhalten, in wenigen Fällen destruktiv und somit eine Verhaltensstörung. Klar abzugrenzen ist sie vom Beutefangverhalten. Ein Hund, der jagt empfindet keine Aggressionen. Die tödlichen Beißattacken, die in den letzten Jahren für die Rasselisten gesorgt haben, waren nachgewiesen ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten und lagen somit nicht im Aggressionsbereich (was die Vorfälle nicht weniger schlimm macht!).



Der „aggressive“ Kampfhund

Die zweite wichtige Aussage ist leider etwas ernüchternd, gerade für Hundebesitzer einer „starken“ Hunderasse: natürlich haben die Gene einen Anteil am aggressiven Verhalten. Häufig hört man nach einem Hundebiss: „Es sind doch immer die Besitzer (+ die Erziehung) Schuld!“. Das ist genauso falsch, wie bestimmten Rassen per se aggressives Verhalten vorzuwerfen. Die Genetik (durch Selektion geformt!), die Entwicklung (bereits im Mutterleib!) und die sensiblen Phasen (Welpenphase und Pubertät!) sind maßgeblich beteiligt. Die Erziehung und damit das Verhalten der Hundebesitzer fließen mit ein.

Wir Menschen selektieren seit tausenden von Jahren die Hunde nach aggressiven Verhalten: sie waren/sind Kriegsbegleiter, Kampfhunde, Objektbewacher, Menschenschützer und Herdenschützer. Ihr Aggressionsverhalten war und ist für uns von Vorteil.

Das emotionsgeladene Thema, „Kampfhunde“, grenzt entweder durch mediale Hetze und falsch verstandener Politik an Rassismus oder wird beschönigt und bagatellisiert. Ganz pauschal gesagt: ja, diese Rassen wurden damals extra für Hundekämpfe gezüchtet. Sie brauchten ein großes Maß an Beharrlichkeit und Entschlossenheit, ein niedriges Schmerzempfinden und eine hohe Bereitschaft zum schnellen Zubeißen („die kurze Zündschnur“ vererbt sich!). Diese Merkmale beziehen sich auf die innerartliche Bereitschaft zu kämpfen, zwischenartlich, besonders den Menschen bzw. Besitzern gegenüber, waren diese Hunde äußerst sozial eingestellt. Sie lebten schon immer sehr dicht mit ihren Menschen zusammen und wurden in der Regel nicht als Hofhunde draußen gehalten. 1835 wurden die Hundekämpfe in England offiziell verboten, doch bis heute gibt es sie immer noch illegal in Hinterhöfen, auch in Europa.

Die meisten der sogenannten Kampfhunde werden schon lange nicht mehr mit den früheren (kampfgeformten) Zuchtzielen gezüchtet. Verantwortungsvolle Züchter haben durch Selektion die wunderbaren Seiten dieser Hunde gefördert. So sind sie eine wirkliche Bereicherung für jeden Hundemenschen geworden, hochsozial dem Menschen zugetan und als „Nannydogs“ (der Staffordshire Bullterrier) durch ihre Zuneigung und Toleranz ggü. Kindern bekannt. Das Schlimmste, was den Kampfhunden passieren konnte, war das Zuchtverbot. Somit bekam das illegale Züchten dieser Rassen Aufschwung. Da in der illegalen Zucht nicht vorrangig auf das gute Wesen und die Gesundheit geachtet wird und zudem diese Hunde oft in zweifelhafte Hände geraten, schadet es ihrem Ruf (und Wesen). Rasselisten und Zuchtverbote gehören bei den „Kampfhunden“ definitiv abgeschafft, die Zucht gehört in kompetente Hände, was wiederum zu kompetenten Haltern dieser wundervollen, wesensstarken Rassen führt. Mit guten Genen ausgestattet, aus verantwortungsvoller Zucht, gut sozialisiert, kann diese Rasse definitiv als Familienhund empfohlen werden (sofern es DIE Familie überhaupt gibt).

Der Optimalfall für ein gesundes Verhalten

Mit einer Entscheidung fängt es an: „Welcher Hund soll es werden?“ Bei „Hochpotenzen“ wie Malinois, Border Collies, Jagdterrier o.ä. deren genetischer Grundstock in einer extremen Form gefördert wurde, sollte ganz genau überlegt werden, ob die Rasse zu dem Alltag der Besitzer passt. Auch die Herkunft, die Zuchtstätte, bzw. die Vorfahren des Hundes sollten genau betrachtet werden.

Pauschal kann man sagen: kommt der Hund aus einer verantwortungsvollen Zucht, in der viel Wert auf das WESEN (nicht auf das Aussehen!) des Hundes gelegt wurde, in der es keinen übermäßigen Stress für die Mütterhündin gab (nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen verändern auch traumatische Erlebnisse des biologischen Vaters die gesunde Zusammensetzung der Gene!) und die Welpen in den ersten Wochen die wichtige Fürsorge der Mutter erlebt haben, ist ein guter Grundstock für ein gesundes Verhalten gelegt.

In der frühen Entwicklung des Gehirns wird auch der Umgang mit Stress angelegt. Das Stresssystem wird maßgeblich von dem Ausschütten von Hormonen und Neurotransmittern beeinflusst. Hier hat ein fürsorgliches Verhalten der Mutter in den ersten Wochen und eine stressarme Umgebung eine große, wichtige Auswirkung.

Der Hundebesitzer übernimmt in der Regel einen Welpen zwischen der 8. Woche und der 12. Woche, ab diesem Zeitpunkt kann auch der Mensch noch eine Menge für ein ausgeglichenes und angemessenes Aggressionsverhalten des Hundes tun. Zu nennen wäre u.a.:

  • Sozialisierung auf die Umwelt der Besitzer (kennenlernen und positives Verknüpfen der Umgebung)
  • innerartliches Verhalten lernen, mit ausgesuchten jungen, erwachsenen, kleinen und großen Hunden in der Zweier(!)kommunikation (keine wilden Welpen- Junghundspielgruppen, in denen es überwiegend Jagd-, Renn-, Hetzspiele gibt!)
  • die Frustrationstoleranz fördern
  • mit kleinen Übungen an der Impulskontrolle arbeiten
  • als sicherer, verantwortungsvoller und richtungsgebender Bindungspartner vom Hund wahrgenommen werden (hier kann sich jeder selber Gedanken machen, was eine führkompetente Person, der man gerne folgt und vertraut, ausmacht)
  • der Hund lernt Lösungsmodelle im Konflikt und somit den Umgang mit Konflikten kennen (er darf Konflikte erleben und lernt den Menschen als sichere Basis kennen)
  • er darf kommunizieren und wir Menschen sollten unsere Hunde lesen lernen
  • dem Hund Zeit lassen, etwas kennenzulernen und Zeit geben, um die Reize zu verarbeiten (Ruhezeiten!)

Wenn es nicht der Optimalfall ist….

Eventuell stammt der Hund aus einer Welpenfabrik oder ist ein sogenannter günstiger „Wühltischwelpe“. Somit fällt der erste wichtige Teil des Hundes – gute genetische Voraussetzungen und ausgeglichenes Verhalten des Muttertieres – weg. Vielleicht wurde auch mit einer herzergreifenden Geschichte, selbiges erweicht und ein Hund aus dem Ausland wurde übernommen, damit er ab jetzt ein besseres Leben führen kann. Auch bei Auslandshunden sollte viel hinterfragt werden. Leider ist das Verkaufen von Hunden ein florierender Wirtschaftszweig geworden, in dem es um viel Geld geht und nicht um das Wohl des Hundes.

Oder es ist eine genetische Hochpotenz, die Schwierigkeiten hat, sich dem Alltag der Besitzer anzupassen. Hier können die Hütehunde (Border Collies, Australien Shephard etc.) als Beispiel genommen werden. Hochsensibel reagieren sie auf Geräusche und Reize von außen, häufig noch gepaart mit einer Hochintelligenz und wenn es ganz schlecht läuft kommt noch die Hyperaktivität hinzu.

Eine schlechte Stresskompensation, keine Frustrationstoleranz, hyperaktives Verhalten, eine Reizproblematik (Außenreize werden vom Hund überbewertet), übersteigerte Angst/Furcht/Panik oder eine Impulskontrollstörung, gehören u.a. zu den Verhaltensauffälligkeiten, aus denen ein unangemessenes Aggressionsverhalten entstehen kann.

Das Training

Für den Hundehalter ist es wichtig, einen Umgang mit den Verhaltensauffälligkeiten zu finden. Die Frage, ob der Hund „jemals wieder normal wird“, wird oft gestellt. Eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Ist der „Grundstock“ des Hundes nicht optimal, wurden die sensiblen Phasen nicht optimal genutzt, kann das Training langwierig sein.

Häufig spielen die negative Gefühle des Besitzers auch noch eine Rolle. Frust, Wut, Resignation und Trauer sind Begleiterscheinungen, wenn „Mensch“ nicht mehr weiter weiß.

Dem Hund ein neues Stresssystem zu vermitteln und somit direkt auf das Gehirn und die Hormone einzuwirken, geht nicht von heut‘ auf morgen. Letztendlich bleibt, wie der Neurobiologe Robert Mehl so treffend formulierte, nur, die „Bremsbeläge“ des Aggressionsverhaltens zu erhöhen. D.h. durch Training bekommt der Hund einen Umgang mit den innewohnenden Aggressionsgefühlen, um rechtzeitig zu „bremsen“. Der Besitzer ist und bleibt hier die Schlüsselfigur im Leben des Hundes.

Ein pauschales Training mit bestimmten Methoden hat kaum einen Erfolg. In vielen Fällen muss der Besitzer im Umgang mit seinem Hund gestärkt werden, in genauso vielen Fällen, muss der Hund neue Modelle zum Umgang mit Konflikten erlernen. Oft hat sich bei uns eine Kombination aus „Menschentraining“ (Führkompetenz erweitern, Ruhe und Gelassenheit leben, den Hund lesen und verstehen etc.) und einem ruhigen Führtraining des Hundes durch Konflikte bewährt. Vertrauens- und Kooperationsarbeit und angemessene Abbruchsignale mit anschließender Kompensation gehören ebenfalls dazu. Bei einigen Hunden muss das Selbstbewusstsein aufgebaut werden, andere Hund müssen in ihrer Selbstständigkeit gedämpft werden. Ein wichtiger Faktor ist die Sicht des Hundes auf seinen Besitzer: nur wenn genug Vertrauen in die Fähigkeiten des Besitzers vorhanden ist, wird der Hund auch im Konflikt folgen und zuhören. Umgekehrt muss auch der Besitzer lernen, seinem Hund wieder zu vertrauen.

WICHTIG:
Zeigt ein Hund plötzlich ein übersteigertes Aggressionsverhalten, sollte auf jeden Fall vor dem Training ein gründlicher (!) Tierarztcheck von einem guten (!) Tierarzt vorgenommen werden. Schmerzen (auch latente), hormonelle Dysfunktionen und neurologische Probleme sollten ausgeschlossen werden.
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü